Es ist die große Frage, die sich immer wieder stellt, wenn man sich ungewollt tief in etwas hineingezogen fühlt, und dies leidvolle Gefühle in einem erzeugt. Aushalten in der Hoffnung, dass es sich gibt? Es könnte ja sein, dass der Auslöser meines persönlichen Leidens quantitativ wie auch qualitativ abnimmt. Er also weniger häufig und heftig auftritt. Immerhin möglich. Dann hätte mein Leiden eine realistische Chance, sich dadurch zu reduzieren. Leid ließe sich auch ertragen, wenn man sich dagegen immunisieren könnte. Seelische Abwehrkräfte (Resilienz) sorgten dafür, dass es auszuhalten wäre. Und wie jedes vernünftig funktionierende Immunsystem wäre es natürlich lernfähig. Neue Auslöser erzeugten neue dazugelernte Reaktionen des Systems. Dann wäre das Leid wahrscheinlich ebenso zu ertragen.
Schwindet die Hoffnung allerdings dahin und das Gefühl, genug gelitten zu haben, stellt sich ein, rückt der Gedanke an eine Überwindung in den Vordergrund. Wie komme ich da raus? Habe ich Einfluss auf den Auslöser, wenn er aus der Umwelt kommt? Kann ich meine Umwelt verändern? Lässt sich mein Mitmensch auf eine Veränderung ein? Wird sich eine Situation oder ein Verhalten so verändern, dass sich dadurch mein Leiden verringert? Oder auch: Habe ich Einfluss auf den Auslöser, wenn er aus meinem Innern kommt? Kann ich meine Gedanken und Gefühle beeinflussen? Gibt es vielleicht einen verborgenen Schalter für Gedankenstopp oder Gefühlsstopp in meinem Innersten? Gedanken – Ein/Aus. Ängste – Ein/Aus. Wut – Ein/Aus. Verletzungen – Ein/Aus. Wenn ja, wo befindet er sich und wie findet sich die Bedienungsanleitung dafür? Fragen um Fragen erschweren ein sicheres Kalkül.
Es besteht allerdings die begründete Hoffnung, dass sich belastende Gefühle und Gedanken bis zu einem bestimmten Grad überwinden lassen, wenn man die entsprechenden Techniken dazu kennt und lernt, sie individuell auf sich anzuwenden. Ein gewisser - nach und nach - eingeübter Vorrat könnte hilfreich sein, um situationsbedingt den jeweils richtigen Ansatz für sich zu finden. So wie es nicht die eine Entspannungstechnik gibt, die jedem und immer hilft in die Entspannung zu kommen, so wenig gibt es die eine Lösung mit dysfunktionalen, belastenden Gefühlen und Gedanken wieder und wieder gut umgehen zu können.
Auf jeden Fall lohnt es sich zu beginnen, indem man sich auf den Weg des Überwindens macht. Ja, ich möchte selbst etwas zur Veränderung meines Lebens beitragen. Die Opferrolle (Viktimisierung) will ich hinter mir lassen. Sie hat mich lange genug geschützt und jetzt wird es mir zu eng darin. Ich will mich umfassender kennenlernen. Ein erster Austausch in einem geschützten, vertrauensvollen Raum könnte ein guter Beginn sein. Oder vielleicht findet sich auch ein guter Anfang dadurch, dass man Körper und Geist einer Entspannung oder Auszeit zuführt. Wie auch immer der persönliche Weg sein wird, in jedem Fall, geben Sie nicht leichtfertig auf! Es wird sich für Sie lohnen, am Ball zu bleiben. Gute Gesundheit, Geduld und ein gutes Wohlbefinden, allen Aushaltenden und Überwindenden, wünscht das Team der Praxis für Psychotherapie, Barbara und Andreas Schlemmer.