Zu Beginn des neuen Jahres wird man sich schon die Frage stellen, was das neue Jahr so bringen mag, persönlich wie auch gesellschaftlich: Krieg und Frieden? Reichtum und Armut? Gesundheit und Krankheit? Leid und Heil? Streit und Versöhnung? Innen wie außen? Der Monat Januar bietet gute Gelegenheit, genauer hinzuschauen. Nicht nur, weil er kalendarisch der erste Monat des Jahreskreises ist, sozusagen ohnehin am Anfang steht, sondern auch, weil allein sein Name schon besonders einladen könnte. Es ist nämlich die alte römische Gottheit Janus, die Namensgeberin ist. Und diesem Janus sagte man besondere, ja doppelte Fähigkeiten zu. In der Mythologie wurde er folglich dargestellt als ein Gott mit zwei Köpfen. Symbolisch gesehen könnte dies wohl zum Ausdruck bringen, dass ein Januskopf gleichzeitig zwei Seiten wahrnehmen kann, also vielleicht vordere und hintere, zukünftige und vergangene. Oder auch Anfang und Ende, Ein- und Ausgang und wahrscheinlich noch viele Dualaspekte mehr. Interessante Befähigungen.
Zwei Seiten
Solch ein Kopf könnte - im übertragenen Sinne gesehen - doch auch einem normalen, sterblichen Menschen ganz gute Dienste erweisen. Und dies nicht nur im Januar. Er erlaubte eine Sicht von zwei Seiten z.B. auf ein Geschehen, das noch vor uns oder bereits hinter uns liegt. Wäre praktisch. Es würde uns möglicherweise eine weitere Perspektive eröffnen zu der bekannten schwarzweißen. Für die Zukunft bräuchte es keines Kaffeesatzlesens oder ähnlicher Techniken und für die Vergangenheit nicht unbedingt immer wieder dieselben Erinnerungen, die ohnehin bei jedem Wiedererinnern sich mehr und mehr dem anpassen, was wir darüber denken wollen. Erinnerungen nehmen nämlich den Farbton an, den wir uns vorstellen. Dies ist menschlich und hat seine Gründe darin, dass sie im Gehirn komprimiert abgespeichert und beim Wiedererinnern erst mal wieder aufbereitet werden müssen. Dies geschieht nie ohne eine Aktualisierung. Schönfärberei oder Schwarzmalerei kommen daher nicht von ungefähr. Sie sind menschlicher Wesensnatur geschuldet.
Neue Perspektiven
Der Januar könnte einladen, endlich damit zu beginnen, dem eigenen Gehirn und seiner systembedingten Art über Vergangenheit und Zukunft zu denken, ein Schnippchen zu schlagen. Mit einem Januskopf nämlich. Symbolisch natürlich. Stellen Sie sich z.B. vor, auf Geschehnisse mal anders zu schauen: Ist das Denken situativ sehr rational und pragmatisch geprägt, so könnte ein Zulassen der damit verbundenen Emotionen eine interessante Perspektive ermöglichen. Auch umgekehrt. Ist man gelegentlich von Emotionen überflutet, angenehmer oder unangenehmer Art, könnte ein verstärkter Zugriff auf die körpereigene Vernunft hilfreich sein. Dies ließe sich in Bezug auf sich selbst, als auch im Denken und Fühlen im Sinne der Empathie in Bezug auf andere Menschen anwenden.
Omnipolar
So ein Januskopf kann aber noch viel mehr leisten. Wenn wir davon ausgehen, dass wir unsere Welt nur polar wahrnehmen können, auch weil unsere Sinnesorgane und unser Hirn materieller Natur sind, könnte er geradezu anregen, auch andere Wahrnehmungen als gewohnt zuzulassen. Das müssten nicht unbedingt übersinnliche, metaphysische sein. Sondern es ließe sich doch auch super beginnen mit eigenen inneren Anteilen. Sie liegen oft im Verborgenen und haben spannende, ungeahnte Eigenschaften. Beispiele? Typisch männliche oder weibliche sind bekannt. Alleine schon von den vielgepflegten Vorurteilen darüber. Aber mit einem Januskopf bei sich selbst das wirklich männliche und weibliche zu entdecken, unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit, wäre doch wirklich spannend und bereichernd. Nicht mehr unipolar (im Sinne von einseitig), auch nicht mehr nur bipolar (im Sinne von entweder/oder) sondern omnipolar (im Sinne von und), das hieße, alle Seiten gleichberechtigt wahrnehmen zu lernen. Wäre ein guter Anfang. Vielleicht ist es aber auch für Sie eine gute Fortsetzung ihrer stetigen Entwicklung?
Mitte
Wie auch immer. Ob Anfang oder Fortsetzung. Das Team der Praxis für Psychotherapie, Barbara Schlemmer, Dipl. Psychologin und Andreas Schlemmer, Heilpraktiker für Psychotherapie, wünscht Ihnen von ganzem Herzen ein gutes neues Jahr. Übrigens, zu sagen, da hätte wohl jemand zwei Gesichter, könnte dann wohl auch einem Kompliment gleichkommen und nicht mehr nur als einseitige Abwertung gemeint sein. Der Psychologe und Psychiater C. G. Jung (*1875 + 1961) sagte einst: „Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt, sieht sich von zwei Seiten, und damit kommt er in die Mitte.“ Das wäre doch nun wirklich lohnenswert und ein guter Anfang. Oder eine Fortsetzung. Finden Sie nicht auch?