· 

Angst – nackte, pure Angst

Angst, nackte, pure Angst. Praxis für Psychotherapie, Barbara Schlemmer, Dipl. Psychologin, Saarwellingen/Saar
Foto: CC0

Wer sie erlebt (hat), weiß um ihre Auswirkungen. Angst tritt in vielen, unterschiedlichen Schattierungen auf. Sie alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Jeder könnte allerdings selbst, mindestens von einer berichten und von sich aus, eine innere Auflistung beginnen. Denn Angst ist überall und in jedem Menschen zu finden. Ihre Symptome werden als äußerst unangenehm beschrieben. Zunächst macht sie sich körperlich bemerkbar. Aber nicht nur dort. Pur und ohne Abwehr kann sie Menschen psychisch dazu bringen, sich geradezu nackt, hilflos, entblößt zu fühlen. Oftmals erschüttert sie dadurch bis tief ins Mark hinein. Niemand kann von sich aus sagen, dass er vollkommen frei von ihr sei. Angst ist evident. Graduierungen kennt daher jeder. Denn sie gehört zur menschlichen Grundausstattung. Im ursprünglichen Sinn, macht sie vorsichtig, umsichtig und wirkt lebenserhaltend, damit man nicht unbeabsichtigt in Schlimmstes hineingerät.

 

Sinn

 

Aber was ist, wenn sie ihren Sinn nicht (mehr) erfüllt und sich verselbständigt? Wenn sie Alarm schlägt und keine echte Gefahr auszumachen ist? Da kommen Zweifel auf an dem, was ist und dem, was sein könnte. Da drehen sich Gefühle im Karussell und im Kopf spielen Gedanken ihr eigenes Spiel. Da können körperliche Symptome so stark werden, dass man fast glauben könnte, sterben zu müssen. Da kann der eigene Verstand so sehr in Unordnung geraten, dass man meint, verrückt zu werden. All dies ist real erfahrbar. Denn Angst greift weit in den menschlichen Regelkreis von Anspannung und Entspannung hinein. Kampf, Flucht, Ohnmacht oder im „Hier und Jetzt“ sein oder in einer Beschäftigung sein oder anderswo und anderswie, wird nicht mehr vom eigenen Willen beeinflusst. Es geschieht in einem.

 

Darstellungen

 

Fritz Riemann beschreibt diese Angst ausführlich - aus tiefenpsychologischer Sicht - in seinem Klassiker „Grundformen der Angst“ (München/Basel, 1961). Er nimmt darin Bezug auf die menschliche Persönlichkeitsstruktur und die Ursachen von Angst. Die ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 1992/2019) der WHO (Weltgesundheitsorganisation) widmet den Angst- und Panikstörungen zwei umfangreiche Kapitel (F40/F41). Es werden darin ihre Folgen beschrieben und diagnostisch eingeordnet. So geschieht es auch im DSM (Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen, DSM-V, 2013) der Psychiatrie. Angst gleicht einem großen Desaster, aber nicht nur, weil sie überlegen auftritt, sondern weil sie sich häufig auch in Kombination mit anderen, den Lebensfluss störenden, Symptomen ins Leben hineindrängt.

 

Hilfe

 

Viele, unendliche viele Ratgeber aus dem Bereich „Lebenshilfe“ beschäftigen sich deshalb damit und versuchen Wege aufzuzeigen, wie sich persönlich damit umgehen ließe: Tipps. Ratschläge. Hinweise. Erklärungen. Modelle. Theorien. In den Buchhandlungen findet sich zudem eine große Anzahl an Erfahrungsberichten von Menschen, die sie erfolgreich überwunden haben: Strategien. Übungen, die sich als hilfreich erwiesen haben und vieles andere mehr. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Angst und Panik, wenn sie sich zu einer Störung manifestiert haben, gut behandelbar sind. Dies sagen nicht nur einhellig die Verbandsvertretungen von Ärzten, Psychiatern, Psychotherapeuten und Psychologen, sondern es spiegelt sich auch deutlich in den eigenen Erfahrungen aus dem Praxisleben wider. Angst hat eine hohe Besserungsrate. Das ist doch eine gute Nachricht.

 

Existenz

 

Dennoch, manchmal greift die Angst tiefer, so tief, dass standardisierte Verfahren zu ihrer Behandlung nicht mehr ausreichen. Angst auf existenzieller Ebene empfunden, verlangt nach persönlichen Antworten. Wenn man das Gefühl hat, man habe sich in der Welt verloren oder alles sei verloren, steht schnell das ganze Leben auf dem Spiel. Fragen nach dem „Woher“ des Kommens und dem „Wohin“ des Gehens, verlangen belastbare Aussagen. Ebenso die Fragen nach Zugehörigkeit und Notwendigkeit eigenen Lebens. Die Naturwissenschaften lassen hierzu nicht viel an tröstendem Spielraum. Fachbereiche der Geisteswissenschaften aber schon: Psychologie, Philosophie, Soziologie und Theologie kennen diese Problematiken. Auch Menschen mit entsprechender Lebenserfahrung wissen darum. Kontingenzfragen, Fragen der Zugehörigkeit und Notwendigkeit von Leben, lassen sich individuell (durch Kontakt, durch Welterfahrung) wie auch übergreifend (symbolisch, mit inneren Bildern) beantworten. Das ist doch eine Mut machende Botschaft.

 

Wünsche

 

Haben Sie keine Angst. Erlauben Sie sich keine einnehmenden Ängste mehr. Überwinden Sie Ihre persönliche Angst durch ein neues Vertrauen. Vertrauen Sie darauf, dass Ängste sich überwinden lassen. Definitiv. Dass dies gelingen mag, dies wünscht Ihnen von Herzen das Team der Praxis für Psychotherapie, Barbara Schlemmer, Diplom Psychologin und Andreas Schlemmer, Heilpraktiker für Psychotherapie.