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Alles wird gut – du bist nicht allein

Alles wird gut - du bist nicht allein - Blogbeitrag der Praxis für Psychotherapie, Barbara Schlemmer Dipl. Psychologin
Alles wird gut - du bist nicht allein (Foto CC0)

Wie sehr brauchen wir Menschen diesen Zuspruch, diese Hoffnung. In der Kindheit sowieso, im Erwachsenenleben mehr denn je. Gerade jetzt, in diesen Corona-Zeiten ist die Zusage, dass alles gut werden wird, umso wichtiger. Zu sehr geht es mit den Meldungen hin und her. Corona-Zahlen auf und ab. Statistische Bewertungen kreuz und quer. Politische Entscheidungen vor und zurück. Regelungen schärfer als je zuvor. Uneinigkeit auf allen Ebenen. Interessengedränge in einer Vielfalt, unterschiedlicher kaum noch möglich.

 

Vergleiche

 

Infizierte, Kranke, Sterbenskranke, Tote werden aufgerechnet gegen den Verlust an Freiheit. Leid und Tod werden generalisiert und verglichen mit Situationen, in die man als Mensch ohnehin hineingeraten kann: Unfälle, Infektionen, Grippen, Krebserkrankungen, Herz-/Kreislaufgeschehen und vieles andere. Zahlen werden hin- und hergeschoben. Oftmals bagatellisiert. Eigene statistische Überlegungen angestellt. Offizielle Zahlen angezweifelt. Das Individuelle an Leid geht darüber verloren und dem allgemeinen Verlust an Freiheit gegenübergestellt. „Das Leben endet nun mal tödlich. Schicksal halt. Hauptsache ich selbst werde, solange ich gesund bin, nicht in meiner Freiheit eingeschränkt! Ich will leben. Habe hart dafür gearbeitet. Es steht mir einfach zu! Warum sollte ich mich einschränken? Habe nur ein Leben. Ich brauch auch meinen Spaß nach einem langen Tag.“

 

Frust

 

So und ähnlich hört man es zurzeit oft. Es sind verzweifelt klingende Ausrufe. Wut und Frust sind groß. Die zugrundeliegenden Verletzungen ebenso. Verletzt, enttäuscht, dass es nicht mehr so ist, wie es vorher war. Ärger und Verdruss, weil es bereits solange andauert. Es scheint fast kein Ende zu geben. Veränderungen finden nicht auf der Ebene der lang vermissten Freiheit statt. Nein, auf der Ebene des Virus: Mutationen. Zögerliche Impfangebote. Nicht immer nachvollziehbare Strategien. In der Luft liegende Willkürgedanken und sich wiederbelebende Verschwörungsmythen. Auch sie mutieren. Wilde Zeiten.

 

Sehnsucht

 

Da soll alles wieder gut werden? Ja, alles wird wieder gut. Aber nicht so wie vorher. Nicht im kindlichen Sinn. Kann es nicht. Nie kann es ein Zurück geben. Die Vernunft weiß oder ahnt es. Das Gefühl nicht. Die Sehnsucht nach dem Vorher ist bei uns Menschen groß. Regression, Rückschritt in eine kindliche Unbefangenheit. Das ist menschlich. Deren Idealisierung ebenso. Die Sehnsucht ist einfach zu groß nach Geborgenheit, Zugehörigkeit, Wärme, Liebe. Nach Bindung, wie aber auch nach Freiheit und Autonomie. Zurückzugehen, diesem verlockenden Gefühl verbindlich zu folgen, hieße, sich in eine andere Zeit zu begeben. Emotionale Vergangenheit statt Gegenwart. Leben findet jedoch im Hier und Jetzt statt. Jetzt. Das weiß jeder. Nicht gestern, nicht morgen, sondern jetzt.

 

Jetzt

 

Um dieses „Jetzt“ emotional auszuhalten, braucht es oftmals jedoch der Wahrnehmung von dem, was (sonst noch) ist. Nicht nur das, was über das eigene Innere und die Hauptkanäle einströmt in Verbindung mit dem eigenen Wohlbefinden und im Zusammenhang mit dem weltweiten politischen und wirtschaftlichen Geschehen. Sondern auch das andere. So könnte man sich in fast jedem Augenblick innerlich fragen: Was ist jetzt? Was nehme ich wahr? Was spüre ich? Was fühle ich? Innen wie außen. Alle Sinneskanäle dürfen dabei mitspielen. Sagenhaft, welche Vielfalt sich dann zusammentragen lässt: Weite. Breite. Tiefe. Augenblick für Augenblick. Dann wird alles wieder gut. Nicht wie vorher. Aber immer wieder neu. Es wird von neuem gut werden. Es ist ein ewig andauerndes Geschehen. Darin ist man nicht allein. Garantiert und Gottseidank. Man ist (stiller) Teilhaber dessen und dennoch frei darin, dies wahrzunehmen.

 

Freiheit

 

Die Freiheit zu leben allerdings, braucht täglich eines bewussten Engagements. Einer Verteidigung gegen alle möglichen Katastrophen: Vergangene und gegenwärtige. Innere und äußere. Krankheiten, körperlich, seelisch. Konflikte jeglicher Art. Wie auch einer Verteidigung gegenüber Naturgewalten und menschlichen Gewalten psychischer, körperlicher, gesellschaftlicher Art. Corona zählt mit dazu. Es kommt einer Katastrophe im Menschen gleich. Nicht sichtbar wie eine Flutwelle oder ein Vulkanausbruch. Diese führen zu deutlich wahrnehmbaren Zeichen in der Außenwelt. Corona bricht im Inneren aus. Unsichtbar für das menschliche Auge. Dennoch eine Katastrophe. Sichtbar auf den Krankenstationen. In allen Ländern dieser Erde. Indirekt. Nicht unmittelbar. Corona kommt einer inneren Naturgewalt gleich. Dagegen hilft, eine Strategie zu entwickeln. Für sich persönlich, aber auch gemeinsam. Für alle. Dann wird es wieder gut werden. Auch für die menschliche Freiheit. Sie ist es ohnehin gewohnt, immer wieder neu formiert zu werden. Menschen haben Training darin. Sie lernen ständig hinzu. Die Anpassung an die Umwelt verlangt es so: Fallen hin und stehen auf. Das ist ihr Lebenslauf.

 

Gefühl

 

Deshalb ist es gut und wichtig, dass dieses Gefühl im Menschen existiert: Alles wird gut – du bist nicht allein. Dies darf man erinnern. Ihm darf man vertrauen. Es entspricht ältesten menschlichen Erfahrungswerten. Und gut anfühlen, tut es sich auch noch. Daher, alles Gute, gute Gefühle, Hoffnung und Zuversicht. Das wünscht Ihnen von Herzen, das Team der Praxis für Psychotherapie, Barbara Schlemmer, Dipl. Psychologin und Andreas Schlemmer, Heilpraktiker für Psychotherapie. Gehen Sie in die Freiheit dieses Gefühls. Erwachsen. Nicht kindlich. Dann wird es aufs Neue gut. Trotz allem. Ja, vielleicht sogar sofort. Im selben Augenblick.