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Urlaub und bei sich zuhause sein

Urlaub und bei sich zuhause sein
Foto CC0

Das wäre ja mal eine prima Idee. Nicht in die berühmte Ferne schweifen. Auch nicht ins nicht minder berühmte Balkonien reisen. Sondern Urlaub – bei sich zuhause machen. Klar, dass damit nicht unbedingt der Ort gemeint ist. Bei sich zuhause sein, ist unabhängig davon, ob man sich hier oder dort befindet. Und das Wetter spielt auch nicht die ganz große Rolle dabei. Sogar das Essen kann ganz gut sein. Und die Betten genauso. Negative Corona Tests oder vollständiger Immunschutz: eher zweitrangig. Toll. Also, was hindert uns daran, es zu tun?

 

Tapetenwechsel

 

Urlaub bei sich zuhause schließt nicht den Tapetenwechsel aus. Der ist immer möglich, wenn man sich die Zeit dafür einrichten will. Aktiv sein und die nahe Ferne suchen: Stadt wie Land, Natur und Parks, Eisdielen und Restaurants, Schwimmbäder und Sportstätten. Lesen oder Filme schauen. Alleinsein oder Besuche machen. Briefe schreiben oder telefonieren. Schlafen, Ruhen oder Sport treiben. Essen und Trinken. Nichts tun oder sich beschäftigen. Ach, da gibt es so viele Möglichkeiten. Wenn da nicht der Alltagstrott wäre, die Gewohnheiten, die einen immer wieder einfangen oder beschleichen.

 

Taktik

 

Deshalb wäre es doch ganz nützlich, wenn man eine Strategie hätte, um dem zu entkommen. Und da spielt der Urlaubsort wirklich keine Rolle. Denn auch an den entferntesten Orten passiert es manchmal sehr schnell: Die Gewöhnung hält Einzug. Damit die Langeweile oder Enttäuschung, dass es nicht besser ist. Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt und dann ist es bereits geschehen: Abwertung, schlechtes Reden, miese Stimmung: „Irgendwie langweilig hier.“ „Das habe ich mir aber anders vorgestellt.“ „Das Essen schmeckt nicht.“ „Zu viele Leute hier.“ „Nichts los.“ „Zu laut.“ „Friedhofsstimmung.“ „Das Zimmer ist unter aller Kanone.“ „Nepp.“ „Bauernfängerei.“ Abzocke.“

 

Durchatmen

 

Bei sich zuhause sein, sieht anders aus. Es bedeutet Durchatmen. Innehalten. Die äußeren Schalen ablegen. Nicht mehr ganz und gar im Außen sein. Rollen, die wir tagein, tagaus gewohnt sind zu bekleiden, einmal zur Seite legen und ankommen bei sich selbst. Keine Angst. Ganz so schlimm ist das gar nicht. Aber ungeheuer wichtig und erholsam. Zu sich selbst kommen und den Alltag ausbremsen. Mit einer „Pausentaste“ beispielsweise. Oder auch mit der Vorstellung, dass ab jetzt alles in „Zeitlupe“ ablaufen darf, zum Beispiel: Aufstehen, Morgenhygiene, Frühstück, Freizeit, Mittagessen, Freizeit, Abendbrot, Freizeit, Nachtschlaf … oder so ähnlich.

 

Ankommen

 

Dann das Ankommen bei sich zuhause, unmittelbar, sogar hier und jetzt. Zunächst vielleicht mit Hilfe des Körpers und der fünf Sinne. Geht. Geht sogar ganz gut. Manche sagen sogar sehr gut. Über die „Zeitlupe“ zum „Standbild“ gelangen. Mit dem Körper den Geist beruhigen, besänftigen, entleeren, so dass dieser sich erholen kann, sich regenerieren darf. Körper und Geist im Wechselspiel. Körper bringt Geist zur Ruhe, führt ihn der Erholung zu und umgekehrt. Geist beruhigt Körper. Ein spannendes Wechselspiel. Leere und Leichtigkeit entstehen. Im Körper wie im Geist.

 

Schönheit

 

Wenn man dieses Gefühl nicht bereits von früher kennt, so könnte man es anderen Menschen dinglich beschreiben durch den Vergleich mit einer leeren Schale oder einer ungefüllten Vase. Oder dieser Zustand ließe sich mit Worten bekleiden, so wie sie fast nur ein Künstler auszusprechen vermag: „Mein Leben ist nicht diese steile Stunde, darin du mich so eilen siehst. (…) Ich bin die Ruhe zwischen zweien Tönen, die sich nur schlecht aneinander gewöhnen (…) Aber im dunklen Intervall versöhnen (…) Und das Lied bleibt schön.“ (Rainer Maria Rilke, 24.9.1899, Berlin-Schmargendorf)

 

Atmen

 

Wer es sich immer noch nicht vorstellen kann oder auch weniger poetisch möchte und dennoch sich darauf einlassen will, Urlaub bei sich zuhause zu machen, anzukommen, egal an welchem Ort er sich gerade befindet, kann es auch mit Achtsamkeit versuchen. Vielleicht zunächst mit der Beobachtung des Atmens. Dies bietet einen eleganten Einstieg und macht es einem leicht. Atmen tut jeder. Atmen und Achtsamkeit sind fast in aller Munde. Wie diese genau funktioniert, zeigt sich z.B. in einer kleinen Auswahl von Übungen, die sich auf unserer Website befinden: Achtsamkeitstraining

 

Vielleicht haben Sie ja Lust, es damit einmal zu probieren. Es könnte sich ja lohnen und ein neues Reiseziel wäre geboren. Und man braucht weder ein Reisebüro, noch ein Flugzeug- oder Bahnticket und auch kein Auto dazu.

 

Wünsche

 

Alles Liebe und Gute, angenehme Sommertage, einen schönen Urlaub, vielleicht sogar bei sich zuhause, wünscht Ihnen von Herzen das Team der Praxis für Psychotherapie, Barbara Schlemmer, Dipl. Psychologin und Andreas Schlemmer, Heilpraktiker für Psychotherapie.