Der Vagusnerv als innerer Anker - Angst und Panik überwinden, Ruhe und Stärke finden (Deb Dana, München, 2022)

Das Praxisbuch zur Polyvagal-Theorie mit ausführlichen Erläuterungen zum theoretischen Hintergrund und vielen schönen „Erkundungsübungen“, die das Geschriebene direkt erfahrbar machen. So kann es gelingen, die Sprache des autonomen Nervensystems im eigenen Körper verstehen und vielleicht sogar beeinflussen zu lernen.

Für Menschen, nicht nur in den Ausnahmesituationen des Lebens, auch für Gestresste, für Angstgeplagte, für Menschen mit traumatisierenden Erlebnissen, für Menschen mit psychischen Problemen, kann dieses Buch wertvolle Hilfe sein. Denn es hilft zu erkennen, was im Körperinnern in solchen Zuständen autonom geschieht und welche Auswirkungen dies hat in Bezug auf eine Vielzahl von Symptomen in Körper und Psyche. Sich diese Vorgänge selbst erklären zu können, ist ein nicht unbedeutender erster Schritt, um aus den Symptomen heraus in Richtung Selbstheilung sich orientieren zu können.

In wunderbarer Sprache und mit viel Feingefühl versteht es die Autorin, die Polyvagal-Theorie praxisgerecht so darzustellen, dass ein Verständnis leichtfallen kann. Eingebettet sind ihre Ausführungen in ein umfängliches psychologisches und anthropologisches Grundwissen, das sie dazu nutzt, Leser mit folgenden Themen „auf die Reise“ zu schicken:

„Grundprinzipien und Schlüsselelemente der Polyvagal-Theorie. … Die Reise auf den autonomen Vagus-Pfaden. … Zuhören lernen. … Die Sehnsucht nach Verbundenheit. … Neurozeption: Das innere Überwachungsprogramm des Nervensystems. … Verbindungs- und Schutzmuster. … Im Zustand der Sicherheit verankern. … Sanfte Prägung. … Geschichten neu erzählen. … Selbsttranszendierende Erfahrungen. … Der fürsorgliche Umgang mit dem Nervensystem. … Gemeinschaft herstellen.“

Diesen Vagus-Nerv, diesen zehnten im Körper vagabundierenden Hirnnerv, aktiv zu nutzen und ihn nicht nur seinem autonomen Zusammenspiel von Körper und Psyche zu überlassen, bedeute, den Körper trotz der sich eventuell einstellenden Symptome wieder als einen sicheren Ort des Lebens wahrnehmen zu können. Das geschehe, wenn das System zunächst gut mit Ressourcen ausgestattet würde, was zu einer Resilienz-Erhöhung (steigende seelische Widerstandskraft) führen würde, die dann schließlich eine innere Selbstregulation sowie eine Co-Regulation durch das soziale Umfeld bewirken könne. Defensivzustände seien so durch die „Entdeckung von Hinweisen auf Sicherheit“ wirkungsvoll herunterzuregeln.

Wie dies alles gelingen kann, davon handelt dieses Buch. Absolute Leseempfehlung. Spannend und erkenntnisreich. Lässt man sich zudem auf die Übungen ein, hat man einen doppelten Gewinn. Denn vieles lässt sich auf diese Weise direkt am eigenen Körper nachvollziehen. Dieses Buch kann ein Gewinn für alle Leidenden und Geplagten sein. Ein echtes Selbsthilfebuch, um „Angst und Panik überwinden“ und stattdessen „Ruhe und Stärke finden“ zu können.

(Taschenbuch im Großformat) 271 S.