Einsamkeit - Die unerkannte Krankheit
Einsamkeit - Die unerkannte Krankheit (Manfred Spitzer, München, 2018)
Ein Buch zu diesem Thema, geschrieben aus Sicht eines Neurowissenschaftlers, Mediziners und Psychiaters, mit interessantem Ansatz. Manfred Spitzer blickt medizinisch und gesellschaftskritisch auf ein Gefühl, was nicht nur erwiesenermaßen Schmerzen im Körper bereiten kann, sondern auch, wenn es sich einnistet, nicht gerade als lebensverlängert auswirkt.
Einsamkeit täte neurophysiologisch gesehen deshalb weh, weil es im selben Hirnmodul auflaufe und verarbeitet würde wie das körperliche Schmerzempfinden. Und „nichts“ sei aus sozialpsychiatrischer Sicht gesehen „gesünder im Sinne der Verlängerung des eigenen Lebens als die aktive Teilnahme an der Gemeinschaft mit anderen Menschen.“ Dies spricht der Einsamkeit eindeutig entgegen.
Sei man in diesem Gefühl gefangen, so mache es nicht nur machtlos, sondern könne auch enormen Stress verursachen. Was chronischer Stress für den Körper bedeutet, sei relativ gut untersucht. Es sei ein direkter Zusammenhang zwischen chronischem Stresserleben, Krankheit und Tod feststellbar. Da Blutdruck, Blutzucker und Kreislauf innerlich bei Dauerstress permanent hochgefahren würden und zugleich Verdauung, Wachstum und Immunabwehr abgeschaltet oder reduziert würden, seien Krankheiten fast unausweichliche Folgen.
Dieses Buch ist in gut verständlicher Sprache geschrieben und im Aufbau klar strukturiert. Es klärt umfassend auf und rüttelt wach. Denn Einsamkeit sollte möglichst nicht mehr als reines Phänomen abgetan werden und Einsame sollten keinesfalls ihrem Schicksal überlassen werden, sondern es gelte, Initiative zu ergreifen. Hier zeigt der Autor in vielfältiger Weise aus Sicht von Betroffenen als auch aus Blickrichtung der Gesellschaft wie es gelingen kann, diesen Gefühlszustand zu überwinden.
Neueste Forschungsergebnisse lassen keinen Zweifel an der Notwendigkeit. Alle Handlungen, die Menschen näherbringen würden, wirkten gegen Einsamkeit. Besser begründet kann solch ein Appel fast nicht mehr formuliert werden.
Unbedingte Leseempfehlung, weil es jeden treffen kann und weil es nicht Einsame schaffen können, andere aus ihrer Einsamkeit zu befreien.
(Taschenbuch) 317 S.