Reisen in die Innenwelt - Selbsterfahrungs-Guide in Bildern

Reisen in die Innenwelt - Der Selbsterfahrungs-Guide in Bildern (Tom Holmes)
Foto: Privat

Reisen in die Innenwelt - Der Selbsterfahrungs-Guide in Bildern (Tom Holmes, München, 2010)

 

Anschaulicher und leichter kann man fast nicht mehr zum Ausdruck bringen, worum es bei der Arbeit mit inneren Anteilen der Persönlichkeit geht. Wer glaubt, das in uns Menschen seiende „Ich“ sei konsistent, also aus einem Guss, muss sich bereits seit Freud (1923) und seinem Drei-Instanzen-Modell (Ich-Es-Überich) dessen korrigieren lassen.

 

Mit der Entstehung des Modells der „Inneren Familie“ durch Richard Schwartz fast 60 Jahre später entstand ein ganz neuer, umfassenderer Ansatz in Bezug auf die Darstellung des Inneren einer jeden Person. Persönlichkeitszustände (Ego States), Persönlichkeitsaspekte, Charaktereigenschaften, Rollenzustände, die man nunmehr sinnbildlich als „innere Anteile“ darstellen und sehen kann.

 

Das gelingt diesem Buch fast perfekt. In leichter Sprache und mit vielen wunderbaren Illustrationen versehen, fast comic-haft, kommt man der eigenen Innenwelt, fast wie auf einer Reise, immer näher. Statt „Blackbox“ Kopf, statt unbekannte Welt, statt „Weiß-Nicht“-Einstellung, eine Anleitung mit Bildern zur Selbsterkundung dessen, was Kopf, was Psyche ausmacht. Vielleicht kann man sich jetzt besser vorstellen und bekommt es auch irgendwie zum Greifen, was im eigenen Innern, was unter der Kopfhaut so vor sich geht.

 

Neben einer Einführung in die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen (was ist das überhaupt) wird das Zentrum unseres Bewusstseins (das Selbst – ich bin ich) näher unter die Lupe genommen und in moderne Sprache und mit Begriffen dieser Zeit so übersetzt, dass es plastisch zu verstehen ist. Ah so, dieses Selbst in mir ist also …

 

Wie Persönlichkeitsanteile entstehen und warum sie sich überhaupt entwickeln, wie sie sich einander beeinflussen, wie man sie ins Gleichgewicht bringt, darüber handelt dieses Buch. Aber noch viel mehr. Es wird eine Anleitung gegeben, sie zu identifizieren, sie auszumachen und zu benennen, so dass so eine Art von innerer Landkarte entstehen kann. Was sich in einem Kopf so alles abspielen kann…

 

Warum das Ganze? Wessen Innenleben einigermaßen rund läuft, der lässt es in der Regel laufen. Ist ja auch klug. Wie heißt es so schön: Never touch, never stop a running system (berühre nicht, stoppe nicht ein funktionierendes System). Wer aber ein Lied davon singen kann, was es heißt innerlich zerrissen (Scherbenhaufen), gespalten (Zwei Seelen in meiner Brust), verängstigt, boshaft, aggressiv, verletzt, beleidigt, depressiv, voller Schuldgefühle, hektisch, unruhig und/oder vieles andere mehr zu sein, dem könnte dieses Buch eine gute erste Hilfe sein.

 

Ein spannender Reiseführer in die „innere Welt“ für Individualreisende wie auch für Reisende auf einer geführten Tour mit Couch oder Therapeut. Absolute Leseempfehlung.

 

(Taschenbuch in Großformat) 158 S.