Wege aus dem Niemandsland - Wo unsere Seele ein Zuhause findet
Wege aus dem Niemandsland - oder Wo unsere Seele ein Zuhause findet (Eugen Drewermann, Michael Albus, Ostfildern, 2014)
Eugen Drewermann, renommierter Theologe und Psychoanalytiker, und Michael Albus, Theologe und bekannter (TV-)Journalist, nehmen ein Thema auf, das viele Menschen zu beschäftigen scheint. Menschen, die auf der Suche sind nach Sinn und Orientierung im Leben, nach Sinnzusammenhängen und Sinnhaftigkeit suchen, und dabei in eine Art „Niemandsland“ geraten.
Wenn man die üblichen Pflöcke ausreist, die das Leben durch Sozialisierung und Kultivierung einschlägt, weil es einem zu eng geworden ist, weil Lebenskrisen, Umbrüche, Leid, Krankheit u.a.m. alle innere Ordnung zu sprengen drohen und weil die Antworten von Familie, Gesellschaft, Kultur, Ethik, Religion und Geisteswissenschaft nicht mehr auf Fragen passen, die das eigene Leben jetzt gerade stellt, dann kanns passieren: Man rutscht dazwischen, passt mit seinem Denken und Fühlen nicht mehr rein, weder in das eine noch in das andere.
Kennen Sie das zugehörige Gefühl, nicht mehr dazuzugehören? In einer Art innerem Niemandsland zu sein? Kennen Sie das Gefühl, plötzlich innerlich alleingelassen, verloren und vergessen zu sein? Kennen Sie das Gefühl von geistiger Ohnmacht und innerer Leere? Dann sind Sie mitten im beschriebenen Thema und inmitten der Frage: Wo ist es meiner Seele, meinem Denken und Fühlen, möglich, wieder oder überhaupt eine Heimat, ein Zuhause, zu finden?
Die Autoren versuchen, darauf und auf weitere Fragen, vollkommen lebenspraktisch und sehr nah am Menschsein, Antworten zu finden, die sich aus dem Zusammenspiel von Philosophie, Psychologie und Spiritualität und tiefem menschlichen Wissen ergeben.
Michael Albus: „Ich glaube, dass jeder die Sehnsucht hat, irgendwo anzukommen und daheim zu sein (…) auch ein Dach für die Seele“ zu haben. „Gibt es solche Orte, an denen ich mich niederlassen kann, in dem schmalen Raum an Freiheit, den ich habe?“
Eugen Drewermann: „Das erste wird sein zu merken, dass das sogenannte Niemandsland, das Ergebnis innerer Widersprüche ist, die nicht vereint wurden. Es geht um die Synthese von Widersprüchen im eigenen ich. Löste man die Widersprüche in sich selbst, träte (…) Frieden ein, … man würde entdecken, dass da, wo man sich gerade befindet, der Ort des Handelns und des Bleibens ist.“
Die Dialogform des Buches und die gute Struktur machen es relativ einfach zu lesen. Die Fragen sind spannend, die Michael Albus zu stellen weiß, sie entwickeln sich innerhalb der Antworten von Eugen Drewermann weiter, so dass ein echter Austausch entsteht. Davon profitiert der Leser.
Schönes Buch. Absolut lesenswert. Spannend, wenn man sich angesprochen fühlt.
(Gebundenes Buch) 222 S.