Achtsamkeitstraining
„Der Körper ist immer im Hier und Jetzt, deshalb kann er am besten eine Regulationsphysiologie bahnen. (…) Der Körper sagt dem Gehirn auf diese Art und Weise: Alles ist gut.“ (Astrid Vlamynck)
Achtsamkeit ist eine gute Methode, um aus dem Hamsterrad von Stress und unangenehmer Gefühlsbotschaft herauszukommen. Sie gilt darum als genesungsfördernd und Resilienz aufbauend. Sich in Achtsamkeit zu üben, ist gesund und zurzeit hip. Sie ist als Begriff fast schon in aller Munde.
Kennengelernt hat man sie ursprünglich im Zusammenhang mit fernöstlichen Techniken und Praktiken, wie Meditation, Yoga, Tai Chi, Qi Gong, wie auch im Zusammenhang mit buddhistischen Lebensweisen.
Schon in den 50/60er Jahren hielt sie Einzug in die westliche Psychologie und Medizin. Entspannungstechniken wie z.B. MBSR von John Kabat Zinn (Massachusetts University Hospital) implementierten sie in den 70er Jahren. Viele andere folgten später und nutzen sie als Einstieg. In Europa wurde sie populär in Zusammenhang mit Traumatherapien und der Behandlung bei PTBS. Luise Reddemann, Michaela Huber und andere machten sie in diesem Zusammenhang in Deutschland bekannt. Heute nutzen fast alle bekannten Entspannungstechniken sie als Einstieg.
Was genau ist Achtsamkeit? Sie kommt einer besonderen Form von Aufmerksamkeit gleich und ist geprägt von Offenheit, Wachheit, bewusstem Wahrnehmen und einem Beobachten, ohne zu werten. Achtsamkeit darf dabei nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werden, sondern heißt vielmehr „zur Besinnung kommen“ oder „ganz bei Sinnen sein“.
Emotionen werden dabei nicht unterdrückt, Empfindungen nicht verdrängt, Gedanken nicht verscheucht, sondern einfach nur zur Kenntnis genommen. Achtsamkeit macht offener und empfänglicher dafür, worum es eigentlich geht. Sie lässt die Wurzel aller Emotionen, Empfindungen und Gedanken erahnen.
Mit Achtsamkeit kann es gelingen, aus dem notorischen Handlungszwang herauszukommen, der durch die direkte Verbindung zwischen den Sinnen, dem sensorischen Teil des Hypothalamus und der Amygdala seit Menschengedenken besteht und ursprünglich für ein schnelles Verhalten im Gefahrenfall sorgen sollte.
Ein praktischer Vorteil entsteht nun beim Ausüben von Achtsamkeit durch die gezielte Hinzuführung des Neocortex und dadurch einer Erweiterung von Handlungsoptionen durch neu zugewonnene Erkenntnisse. In diesen Momenten lassen sich dem Körper Sicherheit, Vertrauen, Schutzgefühle signalisieren, die wichtig sind, um Angst, Stress, Panik, Depression und anderes mehr situativ zu überwinden.
Eine Brücke zur Achtsamkeit, der Einstieg in das Achtsam sein, stellt die Beobachtung des Atems dar. Beginnen Sie Ihr Achtsamkeitstraining mit einer Atemübung Ihrer Wahl.
Viel Vergnügen und ein wenig Geduld wünschen wir. Es könnte sich ja für Sie lohnen.
(vgl. Tobias Esch, Selbstheilungscode, München, 2018)
Besonders hilfreich können Achtsamkeitsübungen sein, wenn wir in sehr unangenehmen Empfindungen oder Situationen stecken und es uns kaum gelingt, Abstand zu gewinnen.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihnen die Übungen wegen einer Erkrankung gut tun könnten, sprechen Sie vorher bitte noch einmal mit dem Arzt Ihres Vertrauens.