Gestalttherapie:
Die Gestalttherapie ist in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Fritz und Laura Perls, sowie von Paul Goodman in Amerika entwickelt worden. Sie gehört zu den Therapieformen der humanistischen Psychologie.
In Deutschland wird sie von vielen niedergelassenen Therapeuten wie auch in Kliniken mit gutem Erfolg angewendet und konzeptionell ständig weiterentwickelt, trotzdem ihr die Kassenanerkennung und die wissenschaftliche Anerkennung leider immer noch fehlen. In Österreich und in der Schweiz gehört sie bereits zu den abrechenbaren Therapieformen.
Gestalttherapie ist von ihrem Verständnis her phänomenologisch (auf das Sichtbare, auf das Erscheinende, auf das zu Tage Kommende, bezogen), existenzialistisch (auf das Leben bezogen), organistisch (auf das Lebendige bezogen) und nicht mechanistisch orientiert.
Sie ist ürsprünglich entstanden als Gattung der Psychologie, die sich mit der Wahrnehmung befasste und der grundlegenden Fragestellung: Welche Wahrnehmungen erzeugen welche Bilder im Gehirn?
Das eindeutige Ergebnis der Forschungen lautet: „Dasselbe“ Geschehen wird von verschiedenen Personen unterschiedlich, individuell verschieden als „inneres Bild“ mit unterschiedlichen Empfindungen wahrgenommen:
Bei diesen inneren Bildern habe der Mensch die Fähigkeit und das Bedürfnis immer die Ganzheit aus dem einzelnen zu erkennen. Einzelne Töne würden z.B. immer als Melodie wahrgenommen, sonst hätten sie keine Gestalt für ihn.
Gestalten wollten daher immer geschlossen werden und brauchten Figur (Melodie) und Grund (Namen), damit sie in ihrer Gesamtheit in unserem Gehirn abgespeichert werden könnten.
Neuere Untersuchungen aus der Hirnforschung mit Hilfe modernster bildgebender Verfahren belegen diese These auch aus neurobiologischer Sicht:
Jedes Erlebnis hinterließe "seinen Fußabdruck" und sei eine unfertige Gestalt, die geschlossen werden wolle.
Der Aufruf nach Ganzheit würde viel Energie kosten, die bei unabgeschlossenen Gestalten nun mal in der Vergangenheit liegen würde. Diese Lebensenergie würde also genutzt um Vergangenes zu bewältigen und stände stattdessen leider dann nicht im "Hier und Jetzt" zur Verfügung.
Ein wichtiges Motiv für die Therapie sei diese Erkenntnis.
Unangemessene Emotionen (Wut, Trauer, Freude) seien offene Gestalten, wie auch Worte, die nicht gesprochen würden, Emotionen, die nicht gelebt würden. (Als Beispiel: "Sterbende müssen oftmals noch reden...")
Traum, Schlaf, Therapie seien in der Lage diese Gestalten zu schließen.
Geschlossene Gestalten ermöglichten die Entfaltung zur Vervollkommnung, zur Ganzheit hin, weil Wachstum die Richtung sei, in die das Leben gehen wolle.
Das Leben als solches sei allerdings ein sich fortsetzender Grenzfall, an dessen Kontaktgrenzen (Geburt, erstes Atmen, erste Ernährung, erste Umweltwahrnehmung...) Gefühle und Gedanken entstehen würden (Liebe, Trauer, Wut, Anerkennung...) mit der Folge, dass sie offen und häufig unverbunden, statt geschlossen und verbunden seien.
Insgesamt gesehen ist die Gestalttherapie eine interessante, wirksame und erfolgreiche Methode, um psychische Probleme durch Wahrnehmung und "inneren Dialog" lösen zu können.
Nachfolgende Vorgehensweise in der Therapie hat sich etabliert:
- Das Üben des im "Hier und Jetzt" - Seins. (Im Augenblick sein)
- Das Schulen der Wahrnehmung, der Bewusstheit. ("Awareness")
- Die Identifikation mit den "inneren Anteilen"
- Die Aufnahme eines "inneren Dialogs". ("Pendeln")
Typische Fragen und Aufforderungen in der Therapie können z:B. sein:
- Was nimmst du jetzt wahr? Was fühlst Du jetzt?
- Wo im Körper spürst du das? Wie spürst du das?
- Wie erlebst du dich jetzt? Ist das so in deinem Leben?
- Was willst Du...von..? Was willst du jetzt machen? Wie alt bist du jetzt?
- Sag es ihm/ihr... direkt!
- Hast du gehört, was… sagt?
- Finde abschließend im Dialog zu einer (positiven) Botschaft !
Gestalttherapeutische Sichtweisen und Interventionen sind ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit in der Praxis für Psychotherapie und Psychologie in Saarwellingen/Kreis Saarlouis/Saarland. Sie machen mich in meiner therapeutischen Arbeit ein gutes Stück reicher.
„Wir sehen die Dinge nicht wie sie sind. Wir sehen sie so, wie wir sind.“ (Anaïs Nin)